Bellissima

Schön – für wen? Durch Carla Rossis Linse ist Schönheit keine feste Idee, sondern eine Aufführung, geformt, wiederholt und verfeinert als Reaktion auf den Blick anderer. In Bellissima fotografiert Rossi Rebecca, eine junge Teilnehmerin, die sie während der Miss Italia-Auswahl traf, verfolgt ihren Weg von Castings bis zu nationalen Vorsprechen und deckt ein System auf, das von Spektakel, Wettbewerb und dem unermüdlichen Streben nach einem eng definierten Ideal von Weiblichkeit geprägt ist. Die Bilder nehmen die Form einer choreografierten Sequenz an, in der der Rahmen zur Bühne für Wiederholung, Spannung und Unterbrechung wird. Jede Geste – eine Hand in der Hüfte, ein erzwungenes Lächeln, ein seitlicher Blick – spiegelt die visuelle Grammatik italienischer Glamour-Shows, kommerziellen Spektakels und Mode wider: kodifiziert, internalisiert und unermüdlich wiederholt. Diese Bewegungen sind nicht spontan; sie werden durch jahrelanges Beobachten anderer, die sie ausführen, erlernt. Indem sie verpixeltes Archivmaterial von Miss Italia-Übertragungen mit ihren eigenen inszenierten Porträts gegenüberstellt, untersucht Rossi, wie Schönheit hergestellt wird – von Fernsehcrews, vom Publikum, von den Frauen selbst. In einer visuellen Kultur, die noch immer von patriarchalen Idealen geprägt ist, reflektiert Bellissima Schönheit nicht als statisches Ergebnis, sondern als einen Prozess, das Selbst als sichtbar, inszeniert und stets verhandelbar neu zu rahmen – aber nur relevant, solange jemand weiter zuschaut. Das Projekt wird unterstützt von Strategia Fotografia 2024, gefördert von der Generaldirektion für zeitgenössische Kreativität des italienischen Kulturministeriums.