Boarding Pass

Flugreisen haben das Leben von Ari Marcopoulos mehr geprägt als bei den meisten anderen. Über ein notwendiges Transportmittel hinaus hat sich das Passagierflugzeug für den in Amsterdam geborenen und in New York ansässigen Fotografen und Filmemacher zu einem stillen Objekt der Obsession entwickelt. Bevor er 1980 nach New York zog – wo Marcopoulos eine Karriere aufbaute, die durch seine rohe und intime Darstellung einiger der bedeutendsten subkulturellen Protagonisten Amerikas geprägt ist – verbrachte er einen Großteil seiner Kindheit damit, mit seinem Vater, einem Piloten einer kommerziellen Fluggesellschaft, zu fliegen. Ein Gespräch mit Marcopoulos offenbart eine Faszination, die bis heute brennt. Er erinnert sich daran, über das Rollfeld zu schlendern, die Unterseite der Flügel und des Rumpfes zu studieren; er erinnert sich daran, auf einem überbuchten Flug zu einem Euro-Cup-Finale im Cockpit mitzufahren; er prahlt mit einem fast enzyklopädischen Wissen über neue, alte und eingemottete Verkehrsflugzeuge – darunter die Lockheed Super Constellation, Douglas DC-8 Stretch und die Boeing 737-MAX. Boarding Pass, Marcopoulos’ neues Buch für Nieves und Perimeter Editions, nimmt diese Flugerfahrung und die Maschinen, die sie ermöglichen, als bestimmende Motive. Fotografiert im letzten Jahr während des Transits, bieten die charakteristisch intuitiven, spontanen Bilder, die dieses Werk füllen, unzählige Perspektiven – nah und fern – von Flugzeugen auf dem Rollfeld oder in der Luft und lenken unseren Blick vom Pragmatismus und der Ökonomie hin zum Poetischen. Hier appelliert Marcopoulos an die Vorstellung, dass Fliegen – trotz seiner vermeintlichen Monotonie – immer noch etwas Wunderbares ist.