Fachstelle

Ein Block von 500 A4-Blättern entspricht einer Grundeinheit im Büroalltag – einem einzelnen Paket Fotokopierpapier, einem Ziegelstein. Günzburgers Buch besteht aus über 500 Zeichnungen auf Briefpapier: konzentrierte, reduzierte, fast kalligraphische Skizzen anderer Kunstwerke aus der Sammlung der Regierung des Kantons Zürich. Günzburgers Zeichnungen sind eine Art virtuoses Übungsstück: aus jedem Werk wird eine einzelne künstlerische Idee extrahiert und mit schwarzer Tinte in minimaler Strichzahl dargestellt, eine einzelne Phrase oder ein Aphorismus. Geschwindigkeit und Konsequenz führen hier zu einer Art Abstraktion. Skulpturale Werke, Porträts, abstrakte Gemälde; alle werden in einer Abfolge ökonomischer Gesten erfasst. Sie können alle miteinander verglichen werden, verlieren aber auch ihre spezifischen Merkmale, all die materiellen Qualitäten, die sie zu Kunstwerken und nicht zu Zeichen machen. Mit dem Inventar der Werke auf dem Briefkopf des Kantons zeichnet Günzburger auch ein Porträt der „Fachstelle Kunst“ (die es jedoch nie unter diesem Namen gab) und gewährt so einen Einblick in die Natur der Bürokratie. Mit einem Text von Adam Jasper