Feathers

"Ein Dokumentarfilm, der fürs Kino gedreht werden sollte, wird in meinen Notizen erwähnt, ebenso eine Biografie, die ein Journalist zu schreiben plante", schreibt Manon. "Ich habe schließlich beides abgesagt, zusammen mit vielen anderen Sachen."

Doch die "Notizen" der Schweizer Künstlerin für den geplanten Dokumentarfilm von 2005, tagebuchähnliche Einträge "über den Lauf der Zeit und über den Lauf meiner Zeiten", wie sie es ausdrückt, blieben erhalten und werden hier erstmals veröffentlicht. Angesichts der Vielzahl an Details, die sie bieten, scheint es eine Untertreibung, sie "Notizen" zu nennen. Feathers nimmt tatsächlich die Form eines Tagebuchs an und entpuppt sich als vielschichtige Erzählung, die einen prägnanten und doch federleichten Rückblick auf Manons Leben, Kunst, Männer und Alltagsbelange bietet.

In einer Mischung aus schüchtern zurückhaltender, entschlossener und manchmal trocken humorvoller Prosa versucht die Künstlerin vorsichtig, aber selbstbewusst, den Balanceakt zwischen ihrem Alltag und ihrer künstlerischen Karriere hochstilisierten Selbstporträts in Worte zu fassen. Feathers verwebt Erinnerungen und Gegenwart mit Kommentaren zu scheinbar nebensächlichen Dingen. Im Gegensatz zu ihren aufwändigen Mises-en-scène interessieren die Autorin dieser Notizen nicht Prunk und Sensationslust, sondern feine Stimmungsschwankungen, poetische Beobachtungen ihrer urbanen und natürlichen Umgebung, die Prüfungen und Leiden des Herzens sowie Reflexionen über das Altern und die Vergänglichkeit.