horror vacui
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Die in Zürich ansässige Künstlerin Wanda Nay erforscht die komplexe Spannung zwischen persönlichem Ausdruck und institutioneller Kontrolle durch ihre unverwechselbare Zeichenpraxis. Für diese Serie arbeitet Nay hauptsächlich mit Buntstiften auf offiziellen Dokumenten, sie erobert den ästhetischen Raum bürokratischer Systeme – Formulare, Zertifikate, Anträge – zurück, indem sie diese in lebendige, fließende Kompositionen verwandelt. Im Zentrum ihrer Arbeit steht das klassische Konzept des „horror vacui“, Latein für „Angst vor leerem Raum“, das sie durch eine feministische, psychologische und sozialpolitische Linse neu interpretiert. Diese Ästhetik ist nicht zufällig; sie spiegelt eine Reaktion auf die stille Gewalt administrativer Systeme wider – Räume, in denen Identitäten auf Kontrollkästchen reduziert und Leben in Textzeilen komprimiert werden.