Hyperreality 2025, documented by zweikommasieben
Im Jahr 2024 löste zweikommasieben seinen festen Veröffentlichungsplan auf, der vorsah, zwei Ausgaben von zweikommasieben pro Jahr zu produzieren – eine Veränderung, die bedeutungsvoll erschien und neue Möglichkeiten eröffnete. Inspiriert von dieser neuen Flexibilität nahm das Team eine freiere redaktionelle Ausrichtung an. Während sie weiterhin dem Dokumentieren zeitgenössischer Musik und Klang verpflichtet bleiben, entschieden sie sich, ihren Fokus neu auszurichten: zunächst auf bestimmte Künstler, Praktiken und Initiativen im Bereich zu zoomen und sich von dort aus wieder zu öffnen.
Dieser Ansatz führte zweikommasieben im Mai 2025 zum Hyperreality Festival in Wien. Das Kernteam brachte eine Gruppe von Mitwirkenden zusammen, die aufgrund ihrer Perspektiven und Expertise ausgewählt wurden, um eine Publikation mit, für, über, rund um, während, nach und in Bezug auf das Festival für experimentelle und elektronische Musik zu schaffen. Der Inhalt dieses Magazins, von den Texten bis zur Fotografie, wurde vor Ort im Laufe von zwei Tagen oder in einigen Fällen als Reflexion über die Veranstaltung produziert. Das Festival markierte einen Moment in der Zeit, eine geteilte Realität und einen Ausgangspunkt für ihr Vorhaben.
Das Magazin vereint Gespräche mit Künstlern, die vor oder nach ihren Auftritten beim Festival geführt wurden, vom Rapper und Produzenten Cities Aviv über das mit Mamba Negra verbundene Performancekollektiv Teto Preto bis hin zur in Wien ansässigen Malerin und Performerin Evelyn Plaschg. Neben diesen Gesprächen sammelt das Magazin persönliche Erinnerungen an das Festivalgelände des Otto-Wagner-Areals, geteilt von Mitarbeitern und Besuchern, fotografische Porträts und Eindrücke vor Ort, festgehalten von verschiedenen lokalen Fotografen. Es enthält auch einen visuellen Essay der Künstlerin Marina Sula, die das Festivalgelände genau betrachtete, sowie einen Essay des akademischen Forschers und interdisziplinären Künstlers David J. Cross, der die philosophische Idee der Hyperrealität und ihre Rolle in der zeitgenössischen Musikkultur untersucht. Das Magazin folgt dem Rhythmus der eigenen Festivalerfahrung des Teams: Es beginnt mit den Grafiken, die vor der Veranstaltung erstellt wurden, und endet mit einem Editorial, das ganz am Ende des Prozesses geschrieben wurde und somit als Epilog dient.
Die daraus resultierende Publikation ist zugleich ein Original und eine Kopie. Sie repräsentiert das Festival, ist aber nicht das Festival. Sie folgt der Chronologie des Festivals, aber nicht seiner Unmittelbarkeit. Indem diese Ausgabe von zweikommasieben einen gedruckten Bericht liefert, sucht sie nach Wegen, die Realität zufälliger Begegnungen, tiefgehender Gefühle, sensorischer Wahrnehmung und geformter Erinnerungen einzufangen, die dennoch unvermeidlich subjektiv und für alle Beteiligten einzigartig bleiben. In diesem Punkt teilen zweikommasieben und Hyperreality eine Verwandtschaft in ihren Interessen und Arbeitsweisen. Die beiden Projekte fanden zueinander in ihrem Bestreben, Kultur hervorzuheben und Wirkung vom Rand aus zu erzeugen.